Cannabis Konsum und die gescheiterte Evaluierung: Warum das Cannabis-Gesetz den Schwarzmarkt stärkt
Die erste Evaluierung des deutschen Cannabis-Gesetzes liegt vor – und die Ergebnisse sind ernüchternd. Während die Politik über die Zukunft der Cannabis-Legalisierung streitet, wächst der Schwarzmarkt weiter und die ursprünglich versprochenen Ziele werden verfehlt. Ein Blick auf die Fakten zeigt: Das Cannabis-Gesetz in seiner jetzigen Form schadet mehr, als es nützt.
Die Erkenntnisse der ersten Evaluierung im Überblick
Die erste wissenschaftliche Evaluierung des Cannabis-Gesetzes brachte im September/Oktober 2025 ernüchternde Ergebnisse:
Schwarzmarkt-Bekämpfung gescheitert:
- Anbauvereinigungen decken weniger als 0,1% des Gesamtbedarfs ab
- Cannabis-Clubs leisten “keinen relevanten Beitrag” zur Schwarzmarkt-Verdrängung
- Nur 343 genehmigte Anbauvereinigungen bei geschätztem Bedarf von 670-823 Tonnen jährlich
Cannabis Konsum kaum verändert:
- Keine drastischen Veränderungen beim Erwachsenen-Konsum
- Jugendkonsum geht weiter leicht zurück (bereits vor Legalisierung)
- Kein sprunghafter Anstieg des Cannabis-Konsums feststellbar
Polizei-Entlastung ausgeblieben:
- Trotz 60-80% weniger Cannabis-Delikte keine echte Entlastung
- Neue komplizierte Rechtslage erhöht Arbeitsbelastung
- Verstärkte Kontrollen in Verbotszonen und Straßenverkehr nötig
Der wachsende Schwarzmarkt: Ein hausgemachtes Problem
Während das Cannabis-Gesetz den Schwarzmarkt eindämmen sollte, bewirkt es das Gegenteil. Die schlechte Umsetzung des Gesetzes schafft ideale Bedingungen für illegale Händler:
Warum der Schwarzmarkt profitiert:
- Zu wenige legale Bezugsquellen (nur 0,1% des Bedarfs gedeckt)
- Komplizierte Genehmigungsverfahren für Anbauvereine
- Hohe bürokratische Hürden schrecken legale Anbieter ab
- Nachfrage bleibt hoch, Angebot legal praktisch nicht vorhanden
Die Folgen für den Cannabis Konsum:
- Konsumenten weichen auf illegale Quellen aus
- Qualitätskontrolle fehlt weiterhin
- Gesundheitsrisiken durch verunreinigte Produkte bleiben bestehen
- Organisierte Kriminalität wird gestärkt statt geschwächt
Dobrindt’s klare Worte: “Ein richtiges Scheiß-Gesetz”
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) fand bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik deutliche Worte für das Cannabis-Gesetz. Er bezeichnete es als “ein richtiges Scheiß-Gesetz” und kritisierte, dass es “eher den Drogenkonsum fördert als dass es das Gegenteil tut.”
Dobrindt’s Kritikpunkte:
- Gesetz öffnet illegalem Handel “Tür und Tor”
- Massive Drogenproblem in Deutschland verschärft sich weiter
- 40% des Schwarzmarkts betreffen weiterhin Cannabis
- Statistischer Rückgang der Delikte ist nur “Statistik-Effekt”
Experten widersprechen teilweise: Suchtforscher Bernd Werse konterte Dobrindt scharf und nannte dessen Aussage “eine richtige Scheiß-Aussage”. Er argumentiert, dass regelmäßige Cannabis-Konsumenten sich bereits legal versorgen und dem Schwarzmarkt entzogen werden.
Warum die Politik gegen die Legalisierung für den Schwarzmarkt kämpft
Die Haltung vieler Politiker zur Cannabis-Legalisierung ist paradox: Während sie vorgeben, Kriminalität zu bekämpfen, stärken sie durch ihre Blockadehaltung genau die Strukturen, die sie eigentlich schwächen wollen.
Politische Scheinheiligkeit:
- Union fordert komplette Rücknahme der Legalisierung
- Gleichzeitig beklagt sie wachsenden Schwarzmarkt
- Bessere Umsetzung wird blockiert statt gefördert
- Ideologie steht über praktischen Lösungen
Die Realität des Cannabis Konsums:
- 5,3 Millionen Deutsche konsumieren regelmäßig Cannabis
- Nachfrage ist unabhängig von Gesetzen vorhanden
- Prohibition hat 50 Jahre lang versagt
- Schwarzmarkt floriert bei schlechter Regulierung
Gewerkschaft der Polizei: Anpassung statt Rücknahme
Interessant ist die Position der Gewerkschaft der Polizei (GdP): Sie spricht sich nicht für eine Rücknahme des Gesetzes aus, sondern für Anpassungen. Dies zeigt, dass selbst die Praktiker vor Ort eine andere Lösung sehen als die Politik.
GdP-Forderungen:
- Vereinfachung der Genehmigungsverfahren für Anbauvereine
- Verkauf in ausgewählten Abgabestellen ermöglichen
- Staatliche Kontrolle und steuerliche Vorteile nutzen
- Nicht zurück zur gescheiterten Prohibition
Warum die Polizei Reformen will:
- Aktuelle Rechtslage ist zu kompliziert und unscharf
- Kontrollaufwand hoch, Entlastungseffekt gering
- Fehlende Kontroll- und Nachweismöglichkeiten verunsichern Beamte
- Fokus sollte auf organisierte Kriminalität statt Kleinkonsumenten
Was am Cannabis-Gesetz geändert werden muss
Um den Schwarzmarkt wirklich zu bekämpfen und die Ziele der Legalisierung zu erreichen, braucht es grundlegende Reformen:
Sofortige Maßnahmen:
- Vereinfachung der Genehmigungsverfahren für Cannabis-Clubs
- Erhöhung der Mitgliederzahl pro Verein
- Reduzierung bürokratischer Hürden
- Schnellere Bearbeitung von Anträgen
Mittelfristige Reformen:
- Einführung lizenzierter Abgabestellen
- Staatlich kontrollierter Verkauf in Modellregionen ausweiten
- Steuerliche Regulierung wie bei Alkohol und Tabak
- Qualitätskontrollen und Verbraucherschutz
Langfristige Lösung:
- Vollständige Regulierung des Cannabis-Marktes
- Entkriminalisierung aller Konsumenten
- Fokus auf Prävention und Gesundheitsschutz
- Steuereinnahmen für Suchtprävention nutzen
Fazit: Cannabis Konsum braucht sinnvolle Regulierung, nicht Prohibition
Die Evaluierung des Cannabis-Gesetzes zeigt deutlich: Halbherzige Legalisierung schadet mehr als sie nützt. Während Politiker wie Dobrindt das Gesetz als “Scheiß-Gesetz” bezeichnen, übersehen sie, dass ihre eigene Blockadehaltung das Problem verschärft.
Der Cannabis Konsum in Deutschland ist Realität – mit oder ohne Legalisierung. Die Frage ist nicht, ob Cannabis konsumiert wird, sondern wie wir als Gesellschaft damit umgehen. Eine schlechte Regulierung stärkt den Schwarzmarkt, eine gute schwächt ihn.
Die Gewerkschaft der Polizei hat es erkannt: Zurück zur Prohibition ist keine Lösung. Stattdessen braucht es mutige Reformen, die den Cannabis Konsum in geregelte Bahnen lenken und den Schwarzmarkt austrocknen. Nur so können die ursprünglichen Ziele der Legalisierung – Gesundheitsschutz, Jugendschutz und Kriminalitätsbekämpfung – tatsächlich erreicht werden.


