Cannabis Studie 2025: Cannabiskonsum in Deutschland steigt – was steckt hinter dem Trend?

18. November 2025

Die aktuelle Cannabis Studie auf Basis des Epidemiologischen Suchtsurveys (ESA 2024), über die MDR WISSEN berichtet, zeigt klar:
Der Cannabis Konsum in Deutschland nimmt weiter zu – wenn auch langsam und ohne erkennbaren „Sprung“ durch die Teillegalisierung.

Laut Studie haben 9,8 % der Deutschen im vergangenen Jahr mindestens einmal Cannabis konsumiert. 2012 waren es noch 4,5 %, 2021 bereits 8,8 %. Die Entwicklung ist also eindeutig: Cannabis ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Langfristiger Trend statt Legalisierungs-Effekt

Ein wichtiges Ergebnis der Cannabis Studie:
Die Teillegalisierung von Cannabis (seit April/Juni 2024 unter strengen Auflagen) hat den Trend kurzfristig offenbar nicht entscheidend verändert.

Der Epidemiologe Jakob Manthey (Uni-Klinik Hamburg-Eppendorf), der die wissenschaftliche Begleitung der Legalisierung koordiniert, betont: Die Zahlen bestätigen vor allem einen bereits seit Jahren bestehenden Aufwärtstrend, kein plötzliches Nach-oben-Schnellen durch die Gesetzesänderung.

Deutschland holt damit eher das auf, was in anderen europäischen Ländern – etwa Spanien oder Frankreich – schon länger Realität ist.

Wer konsumiert Cannabis? Auffälliger Anstieg bei älteren Erwachsenen

Ein besonders spannender Befund der Cannabis Studie:
Nicht Jugendliche, sondern ältere Erwachsene treiben den Anstieg.

  • Vor allem die 30-, 40- und 50-Jährigen konsumieren häufiger.
  • In Schulstudien aus Städten wie Frankfurt und Hamburg ist der Cannabis Konsum bei Jugendlichen sogar rückläufig.

Das widerlegt das häufige Klischee, Cannabis sei vor allem ein „Jugendproblem“. Vielmehr zeigt sich:
Cannabis wird zunehmend von Erwachsenen genutzt – oft berufstätig, mit Familie, mitten im Leben.

Cannabis Konsum als Selbstmedikation – Stress, Schlaf und Psyche

Die Cannabis Studie zeigt auch die Motive hinter dem Konsum, insbesondere bei Menschen, die stark und regelmäßig konsumieren:

  • 87,6 % nutzen Cannabis vor allem zur Stressreduktion und Entspannung
  • 58,3 % wollen ihren Schlaf verbessern
  • 32,3 % versuchen, Ängste oder Depressionen zu beeinflussen

Fachleute sprechen hier von Selbstmedikation.

 

Cannabis als Mittel zur Stressreduktion
Cannabis als Mittel zur Stressreduktion

Das Problem: Wenn Cannabis mehrfach täglich konsumiert wird, wächst das Risiko, dass sich:

  • Abhängigkeit
  • Depressionen und Angsterkrankungen
  • sowie Psychosen

entwickeln oder verstärken können.

Cannabis ist zwar ein vergleichsweise „mildes“ Rauschmittel, aber ganz klar nicht harmlos, insbesondere bei dauerhaft hohem Konsum, hoher THC-Dosis und psychischer Vorbelastung.

Tabak im Joint – das unterschätzte Zusatzrisiko

Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Cannabis Studie:
Neun von zehn Konsument:innen mischen Cannabis zumindest gelegentlich mit Tabak.

Das hat mehrere Konsequenzen:

  • Erhöhtes Risiko für Nikotinsucht
  • Lungenschäden und Belastung des Herz-Kreislauf-Systems
  • Höheres Gesamt-Risiko, weil zwei psychoaktive Substanzen kombiniert werden

Expert:innen raten deshalb zu tabakfreien Konsumformen und risikoärmeren Alternativen wie Verdampfen (Vaporizer).

Medizinisches Cannabis: Onlineapotheken, hohe THC-Werte und offene Fragen

Die Studie zeigt auch: Viele Menschen beziehen Cannabis inzwischen über Privatrezept und Onlineapotheken.
Das wird teilweise positiv gesehen – weniger Geld fließt in den Schwarzmarkt –, erzeugt aber neue Risiken:

  • Medizinalcannabis aus Apotheken hat oft THC-Gehalte über 20 %
  • Es gibt wenig wissenschaftliche Belege, dass es medizinisch so hoch dosiert sein muss
  • Hohe THC-Werte erhöhen das Risiko für:
    • Abhängigkeit
    • Psychische Probleme
    • Überforderung unerfahrener Konsument:innen

Hier sehen Fachleute klaren Regulierungsbedarf:
Weniger extreme THC-Gehalte, mehr Differenzierung, mehr Aufklärung.

Was bedeutet das alles für die Cannabis-Politik?

Die Cannabis Studie macht deutlich:

  1. Der Trend steigt langsam, aber kontinuierlich – unabhängig von kurzfristigen Gesetzesänderungen.
  2. Die Gründe sind komplex – von Genuss über Stressabbau bis hin zur Selbstmedikation.
  3. Risiken sind real – besonders bei:
    • frühem Konsumbeginn
    • sehr hohem THC-Gehalt
    • täglichem oder mehrfach täglichem Konsum
    • Mischkonsum mit Tabak

Eine seriöse Cannabis-Politik sollte daher:

  • Realistisch mit der Normalisierung von Cannabis umgehen
  • Aufklärung, Prävention und Risikokompetenz stärken
  • Legale, kontrollierte Strukturen fördern, statt Menschen in den Schwarzmarkt zu drängen

Genau hier kommen Cannabis Clubs ins Spiel.

 

Wie Cannabis Clubs den Trend positiv beeinflussen können

Statt den steigenden Cannabis Konsum zu ignorieren oder zu skandalisieren, können Cannabis Social Clubs wie ein seriöser, gemeinwohlorientierter Gegenentwurf zum Schwarzmarkt wirken.

Ein gut geführter Cannabis Club kann:

  1. Qualität und Reinheit sicherstellen
    • Keine gestreckten Produkte
    • Transparente Angaben zu THC- und CBD-Gehalt
    • Klarer Hinweis auf Dosierung und Wirkstärke
  2. Aufklärung statt Verharmlosung bieten
    • Informationsmaterial zum Thema Cannabis Studie, Risiken und verantwortungsvoller Konsum
    • Hinweise zu:
      • risikoärmeren Konsumformen (z. B. Vaporizer statt Joint mit Tabak)
      • Pausen, Dosierung, Set & Setting
    • Sensibilisierung für Warnsignale problematischen Konsums
  3. Tabakfreien, risikoärmeren Konsum fördern
    • Aktive Empfehlung von tabakfreien Alternativen
    • Beratung zu schonenderen Konsumformen
    • Bewusste Abgrenzung vom klassischen „Mischjoint“
  4. Selbstmedikation kritisch begleiten
    • Hinweis: Cannabis kann Symptome subjektiv lindern, ersetzt aber keine ärztliche Behandlung
    • Ermutigung, bei Schlafstörungen, Ängsten, Depressionen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen
    • Kooperation mit Beratungsstellen und ggf. Ärzt:innen im regionalen Umfeld
  5. Früherkennung und Unterstützung bieten
    • Offenes Gesprächsklima statt Stigmatisierung
    • Sensibilisierung für Anzeichen von:
      • Kontrollverlust
      • sozialem Rückzug
      • ständig steigendem Konsum
    • Vermittlung an Suchtberatung, wenn notwendig

So können Cannabis Clubs helfen, dass ein ohnehin steigender Cannabis Konsum nicht im riskanten Bereich eskaliert, sondern möglichst informiert, bewusst und verantwortungsvoll stattfindet.
Legaler, kontrollierter Zugang kombiniert mit Aufklärung ist langfristig wirksamer als Verbotspolitik, die den Schwarzmarkt stärkt und Risiken verschleiert.

Fazit: Mehr Konsum, mehr Verantwortung

Die aktuelle Cannabis Studie zeigt:
Cannabis Konsum ist in Deutschland auf dem Vormarsch – vor allem bei Erwachsenen. Die Teillegalisierung ist nicht der Auslöser, sondern begleitet einen bereits länger bestehenden Trend.

Entscheidend ist jetzt nicht die Frage, ob konsumiert wird – sondern wie:

  • Mit welchem Wissen?
  • In welcher Dosierung?
  • In welchem Rahmen?
  • Mit welcher Unterstützung bei Problemen?

Seriöse Cannabis Clubs, transparente Regulierung und eine offene, faktenbasierte Diskussion können diesen Trend positiv beeinflussen – indem sie Risiken minimieren, Aufklärung fördern und Konsum aus der Schattenzone holen.

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