Ein Jahr Cannabisgesetz: Zwischen Fortschritt und Herausforderungen

1. April 2025

Ein Jahr Cannabisgesetz: Zwischen Fortschritt und Herausforderungen

Am 1. April 2024 trat das Cannabisgesetz in Deutschland in Kraft, das den Besitz und Anbau von Cannabis unter strengen Auflagen legalisierte. Ein Jahr später zeigt sich ein gemischtes Bild: Während die Entkriminalisierung Fortschritte bringt, gibt es weiterhin Kritik und offene Fragen zur Umsetzung und Wirkung des Gesetzes.

Fortschritte durch die Legalisierung

Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, verteidigt die Teillegalisierung und betont, dass sie zu einem ehrlicheren Umgang mit Cannabis geführt habe. Besonders positiv sei, dass mehr Menschen mit problematischem Konsum Beratungs- und Behandlungsangebote in Anspruch nehmen. Auch die Polizeiliche Kriminalstatistik zeigt Fortschritte: Drogendelikte sind um ein Drittel zurückgegangen, und die Zahl der Cannabis-Straftaten hat sich halbiert. Dies entlastet Polizei und Justiz und ermöglicht eine stärkere Fokussierung auf organisierte Kriminalität.

Kritik und Herausforderungen

Trotz dieser Fortschritte gibt es Kritik. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) bemängelt, dass das Gesetz in der Praxis zu schwammig sei und Kontrollaufwand verursache, etwa durch die Überwachung von Konsum-Verbotszonen. Auch Suchtforscher warnen vor einer Zunahme des Konsums, insbesondere bei Jugendlichen, und fordern eine stärkere Präventionsarbeit. Psychiater berichten von einer Zunahme psychischer Erkrankungen, die mit Cannabis in Verbindung stehen, und verweisen auf Erfahrungen aus Kanada, wo ähnliche Entwicklungen beobachtet wurden.

Politische Debatte und gesellschaftliche Spaltung

Die politische Debatte bleibt kontrovers. Während die Union eine Rücknahme des Gesetzes fordert, plädiert die SPD für eine Weiterentwicklung der Legalisierung. Auch in der Gesellschaft sind die Meinungen gespalten: Laut einer Umfrage befürworten 38 Prozent eine Rücknahme, während ebenso viele die Beibehaltung des Gesetzes unterstützen. Nur eine Minderheit wünscht sich eine weitergehende Freigabe.

Fazit: Ein Gesetz in der Evaluierung

Das Cannabisgesetz hat in seinem ersten Jahr wichtige Impulse gesetzt, insbesondere durch die Entkriminalisierung und die Entlastung der Justiz. Dennoch bleiben Herausforderungen, etwa im Jugendschutz, in der Prävention und bei der praktischen Umsetzung. Die geplante Evaluierung im Herbst 2025 wird entscheidend sein, um die Zukunft des Gesetzes zu gestalten und mögliche Schwachstellen zu beheben. Klar ist: Eine evidenzbasierte Drogenpolitik, die Prävention und Aufklärung stärkt, bleibt essenziell, um die gesellschaftlichen und gesundheitlichen Folgen des Cannabiskonsums zu minimieren.

Weitere Beiträge

Konsumcannabisgesetz in Thüringen

Cannabisgesetz in Thüringen: Warum die Umsetzung stockt

Die vielversprechende Legalisierung von Cannabis in Deutschland gerät zunehmend ins Stocken. Besonders in Bundesländern wie Thüringen zeigt sich, dass die Umsetzung des Gesetzes mit zahlreichen Herausforderungen verbunden ist. Warum die Anbaugenehmigungen für Cannabisclubs noch immer auf sich warten lassen und welche Probleme die Umsetzung behindern, wird im Folgenden näher beleuchtet.

Weiterlesen »
Eigenanbau von Cannabis in Thüringen

KCanG – Cannabis im privaten Rahmen selbst anpflanzen

Seit dem 1. April 2024 erlaubt das neue Cannabisgesetz den legalen Anbau von Cannabis für Erwachsene in Deutschland und damit auch in Thüringen. Dabei gelten allerdings einige wichtige Auflagen:   1. Cannabis für Private Haushalte in Thüringen: Anbau von bis zu drei weiblichen Cannabispflanzen: Der private Anbau von bis zu drei

Weiterlesen »

Neuer Cannabis-Test: Jetzt kann der neue Grenzwert festgestellt werden

Neuer Cannabis-Test:  ermittelt die Polizei jetzt den THC-Wert Die Teillegalisierung von Cannabis hat neue Herausforderungen für die Polizei mit sich gebracht. Um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, wurde ein neuer Cannabis-Schnelltest eingeführt, der es ermöglicht, den THC-Wert im Blut präzise zu ermitteln. Damit kann erst ab jetzt die seit 2024 neudefinierte

Weiterlesen »